SIR... Homepage

- Archiv 2010 -

Feldbahn tuckert in die 27. Saison

„Eigentlich wollten mein Sohn und ich hier nur für uns mit der Feldbahn herumfahren", erinnert sich Werner Voß. Dann standen jedoch immer mehr Leute am Zaun und wollten hereinschauen. Aus dem Privatvergnügen wurde schnell das Hildesheimer Feldbahnmuseum, das in diesem Jahr am Pfingstsonntag bereits seinen 27. Saisonauftakt erlebte. Zahlreiche Besucher, unter ihnen wieder viele Kinder, waren auf das Gelände am Kennedydamm ( unter der B6-Brücke ) gekommen. Sie drehten ihre Runden mit den nostalgischen Besucherzügen und informierten sich über die Geschichte der Ziegeleibahnen im Hildesheimer Land.
„Die Feldbahn wurde bei uns lange Zeit wenig beachtet", berichtet Voß. „Dabei vermuten wir, dass der heutige Landkreis Hildesheim mit dem Altkreis Alfeld die Region in Deutschland war, in der früher die meisten Feldbahnen überhaupt im Einsatz waren." Als Beispiele nannte er den Töpferort Duingen mit seinen Steinzeugwerken und das Dachziegelwerk in Algermissen.
Wilfried Henneck, der quasi als freier Mitarbeiter auf dem knapp 4000 Quadratmeter großen Museumsgelände tätig ist, ergänzt : „Auch zum Abtransport der Rüben und sogar für Fischzucht und Wasserbau wurden Feldbahnen genutzt."
Der letzte mit einer Feldbahn arbeitende Betrieb sei die Ziegelei in Coppengrave gewesen, die 1986 ihren Betrieb einstellte. Henneck, der hauptberuflich als Kfz-Sachverständiger arbeitet, repariert und wartet regelmäßig die 27 Lokomotiven und rund 60 Wagen, die ihre Heimat gefunden haben. Eine seiner Lieblingsloks ist die „Kröhnke" mit einem Ein-Zylinder-Verdampfer und 11 PS aus dem Jahre 1954. „Das ist nämlich mein Jahrgang", stellt er schmunzelnd fest. Henneck hat übrigens auch einen Lokführerschein. „Den habe ich bei der Harzquerbahn gemacht", berichtet er. Auch heute sei er auf der Strecke von Werningerode hinauf zum Brocken im Einsatz. „Die Motoren unserer Lokomotiven wurden früher teilweise sehr individuell und sogar quer aufgebaut", so Henneck. Bei den meisten von ihnen handele es sich um Deutz-Motoren, die auch für Notaggregate, Traktoren, Mähdrescher und sogar in Schiffen der Oberweserdampf-schifffahrtsgesellschaft verwendet wurden. Der älteste Motor des Hildesheimer Feldbahnmuseums sei jedoch ein Diema-Motor aus den 20er Jahren. „Anfangs mussten die Loks noch mit Kupplung bedient werden, erst später wurden dann hydraulische Getriebe eingebaut", erklärt der 56-Jährige. Die alten Motoren seien auch noch mit der Hand angekurbelt worden.
„Da wurde dem Lokführer schnell warm", so Henneck. Erst Deutz habe dann normale Anlasser wie bei den alten Lastwagen eingebaut. Überhaupt hätten die Lokführer früher immer im Freien sitzen müssen. „Und das alles für drei Mark die Stunde", betont Henneck. Erst bei den Loks, die nach dem 2. Weltkrieg zum Abräumen der Trümmer im Einsatz waren, habe es dann ein Führerhaus gegeben.
„1983 hatten mein Vater und ich zunächst die alten Lokomotiven der damaligen Ziegelei in Algermissen übernommen", berichtet Andreas Voß. Da dort jedoch die Gleise nicht hätten genutzt werden können, sei man ein Jahr später auf das Gelände in Hildesheim umgezogen. „Hier steht uns heute immerhin eine Gleisstrecke von 200 Metern zur Verfügung."
Von alten Loren bis hin zum Hydraulikkipper - die Besucher des Feldbahnmuseums konnten am Sonntag zahlreiche Exponate unter die Lupe nehmen.
„Wir haben mittlerweile auch schon viele Stammkunden", so Werner Voß.

__________________________________________________________________________

Weitere Informationen zum Feldbahnmuseum Hildesheim finden Sie auf dessen Homepage :

http://www.feldbahnmuseum-hildesheim.de