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- Archiv 2010 -

TfN fällt Bäume im Güldenfeld

Des einen Freud ist des anderen Leid. Das Theater für Niedersachsen ( TfN ) freut sich, dass es im Güldenfeld im Ortsteil Drispenstedt ein Produktionszentrum erhält, in dem die Werkstätten des Theaters zusammengefasst werden sollen. Das wiederum bietet Platz im Stadttheater, in dem die Werkstätten derzeit noch beherbergt sind. Und es spart Kosten, kann doch die Verwaltung aus gemieteten Räumen ins Stadttheater zurückziehen. Auch andere Außenstandorte können aufgegeben werden.
Weniger erfreut ist Dr. Ingolf Prinz, der dem neuen Produktionszentrum gegenüber wohnt, in der sich früher unter anderem eine Möbelkette befunden hat. Eine ziemlich hässliche Halle. Auf die Prinz von seinem Haus aus bisher allerdings nicht blicken musste, weil Bäume davor standen. Die habe ein früherer Besitzer auf Betreiben der Anwohner gepflanzt, „damit man nicht auf die hässliche Wand guckt".
Die 16 Laubbäume seien nun, so Prinz, in einer „Nacht-und-Nebel-Aktion" gefällt worden. Der Blick vorher sei erträglich gewesen, das Areal habe „einen alleenhaften Charakter" gehabt. „Das war auch bisher keine besonders schöne Gegend. Das einzig Vorteilhafte war, dass die Bäume dort standen." Nun habe „die Gegend stark an Attraktivität verloren". Prinz sieht darin eine „Wohngebietsverschandelung von Kulturschaffenden".
Und vor allem : „Man kündigt keine Kompensation an." Eine „vernünftige Kompensation sei kein Problem". Es könnten auch Nadelbäume dort gepflanzt werden - allerdings große Exemplare. „Setzlinge nützen nichts." Die Bäume, die dort früher gestanden hätten, seien fünf bis sechs Meter hoch gewesen.
Wenn das TfN die Absicht habe, die Wand des Produktionszentrums zu verschönern, sei es nicht möglich, die Wand zu streichen. Dort befänden sich Akustikplatten, deren Lochstruktur erhalten bleiben müsse, um weiterhin die Geräusche der Bahn, die in der Nähe fahre, zu vermindern. Prinz kündigt an, das Ministerium für Wissenschaft und Kultur über die Baumfällaktion zu informieren : „Das wird noch Konsequenzen haben."
TfN-Verwaltungsdirektorin Claudia Hampe sagte, sie sei nicht nur von Prinz, sondern auch von einem anderen Nachbarn des neuen Produktionszentrums angesprochen worden. Der allerdings habe sich beschwert, dass das Laub der nach ihrem Kenntnistand zwölf Bäume in der Vergangenheit seine Dachrinne verschmutzt habe. Sie ( Hampe ) habe Angebote für die Grünpflege ( Beschneiden der Bäume zweimal im Jahr, Entsorgen des Laubs und Mähen des Rasens ) eingeholt. Die Kosten betrügen 10.000 Euro pro Jahr. Es sei schon aus ökonomischen Gründen notwendig, eine Lösung zu finden, die nicht so pflegeaufwendig sei, denn sonst „gerät das Finanzgefüge aus dem Ruder". Und sie fügt hinzu : „Man erwartet, dass wir mit den Mitteln ökonomisch umgehen."
Bäume dürften nur bis zum 28. Februar gefällt werden, deswegen hätten die Arbeiten schnell erledigt werden müssen, vor dem Beginn der Umbauarbeiten, die ein bis zwei Jahre in Anspruch nähmen. Einen genaueren Termin könne sie nicht nennen, da sich das TfN „mitten in der Planung" für den Umbau befinde. Sie habe großes Verständnis dafür, dass Prinz den jetzigen Anblick als Verschlechterung empfinde. Deshalb werde es auch - sobald die Umbauarbeiten beendet seien - eine „Ersatzbepflanzung" geben. Das TfN, das die Nachbarn informieren und dann auch einladen werde, wenn „wir die Halle offiziell in Besitz nehmen", wolle die Verpflichtung zum Kostensparen und die optische Verbesserung der Halle unter einen Hut bringen. „Das hat ja auch etwas mit Theater zu tun, mit Ästhetik." Aber, so Hampe : „Es muss flnanzierbar sein."