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- Archiv 2013 -

Mariä Lichtmess wird erste Kirche mit Gründach

Eimer sollen nun Vergangenheit sein

Lange hat die Lichtmesskirche in Drispenstedt das unglückliche Schicksal vieler Gebäude geteilt, die mit einem Flachdach gedeckt sind : Sobald der Himmel seine Schleusen öffnete, regnete es durch. Töpfe und Eimer im Innenraum, die das durchsickernde Wasser auffangen mussten, gehörten zum leidvoll vertrauten Bild. Doch nun ist die 1975 geweihte Kirche für 400.000,- Euro gründlich saniert worden.
Künftig sollen nicht nur die Tropfenfänger der Vergangenheit angehören, die Lichtmesskirche gehört jetzt auch zu den wenigen Gotteshäusern, die energetisch vorbildlich saniert und damit klimatechnisch auf dem neuesten Stand sind. Mehr noch : Im Frühjahr 2014 soll das Flachdach extensiv begrünt werden und mit flachwurzelnden Pflanzen wie Sedum und Hauswurz zu einem kleinen ökologischen Refugium für Insekten werden. Dafür wird auf das abgedichtete Flachdach etwa zwölf Zentimeter hoch ein spezielles Substrat geschüttet, das den Pflanzen als Wasserspeicher dient.
Das Zeltdach, das den quadratischen Kirchenraum darunter überspannt, wird über dem Flachdach dann wie eine Pyramide aus dem zarten Grün herausragen. Weil die Pflanzen im Frühjahr besser anwurzeln als zu Beginn der Vegetationspause, sollen diese Arbeiten bis zum Jahr 2014 verschoben werden. Dann aber ist die Lichtmesskirche die erste Kirche im gesamten Dekanat, die mit einem Gründach aufwarten kann.
Die Sanierung der Kirche hatte im Juli 2013 begonnen. Damals hätten sich die Dachdecker wohl einen erfrischenden Regenguss gewünscht, denn bei glühender Hitze mussten die Handwerker im Overall, mit Kapuze und Mundschutz arbeiten, weil die alten Schieferplatten vom Zeltdach asbesthaltiger Sondermüll waren. Über dem Flachdach habe das Thermometer Temperaturen von fast 60 Grad gezeigt, sagt Theodor Wildschütte, der für die katholische Pfarrei Maria Lichtmess 30 Jahre lang als ehrenamtlicher Vorsitzender des Pfarrgemeinderats gearbeitet hat. Um die Kinder der nahen Kita durch den Baustaub nicht zu gefährden, wurden die Arbeiten in den Ferien erledigt.
Als das alte Dach abgebaut wurde und die Unterkonstruktion offen lag, gab es eine weitere Überraschung : Unter der Abdeckung müssen sich Generationen von Mardern häuslich eingerichtet haben. Die Reste ihrer Beute, die sie hier in Seelenruhe gefressen haben müssen, türmten sich bis zu 30 Zentimeter hoch. „Der Gestank war bestialisch", erinnert sich Wildschütte. Doch auch dieses Kapitel ist abgehakt, die Marder müssen sich eine neue Bleibe suchen, denn der Zugang durch Lüftungsschlitze ist ihnen künftig versperrt.
Ein anderer Sanierungsabschnitt galt dem Kreuz und der Kugel, die die Kirche bekrönten : Weil verschiedene Metalle ohne Isolierung aufeinander trafen, war es zu Lochfraß gekommen. Die Korrosionsschäden waren bereits so stark, dass die Dachbekrönung nicht mehr zu retten war. Ein Kunstschlosser fertigte einen würdigen Ersatz, und damit der nicht wieder zerstört wird, sind Kugel und Kreuz jetzt vergoldet. Spätere Generationen, die die Kugel öffnen sollten, finden in dem Behältnis übrigens verschiedene Zeitdokumente, die hier wasserdicht hinein gelegt worden sind. Darunter auch das erste Exemplar des Pfarrjournals „Lichtblick" vom Dezember 2009 und die aktuelle Ausgabe der Hildesheimer Allgemeinen Zeitung ( HAZ ).
In einem Gottesdienst weihte Weihbischof Hans-Georg Koitz das neue Kreuz. Mit diesem Segen sollte die Kirche nun viele Jahre lang den Gläubigen einen trockenen, warmen und zugleich erbaulichen Ort der Zusammenkunft bieten.
Die Lichtmesskirche ist seit 2006 die Pfarrkirche für die drei fusionierten Kirchengemeinden Mariä Lichtmess in Drispenstedt, Guter Hirt im Fahrenheitgebiet und Sankt Johannes in der Nordstadt. Ihr gehören rund 4500 Gläubige an. Den ganz überwiegenden Teil der Sanierungskosten trägt die Diözese, einen kleinen Rest die Gemeinde selbst.