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- Aktuelles aus Drispenstedt -

Das Naturbad "Müggelsee" Hildesheim

Nachdem das Naturbad "Müggelsee" in Hildesheim-Drispenstedt bereits in den Jahren 2014 und 2015 geschlossen blieb (siehe dazu den Artikel >>> HIER <<<), wird sich dies auch in der Freibad-Saison 2016 nicht ändern.

Die Hildesheimer Allgemeine Zeitung (HAZ) berichtete in ihrer Ausgabe vom 22. April 2016 :

Schlechte Nachrichten für Badefreunde : Es wird auch in diesem Jahr keinen Badebetrieb am Müggelsee geben! Dies bestätigte Eigentümerin Gerda Bode gegenüber der Redaktion. Weitere Fragen, etwa zu Verhandlungen über einen möglichen Verkauf, wollte sie nicht beantworten. Ob und wann Hildesheimer wieder im beliebten See im Stadtteil Drispenstedt schwimmen können, bleibt damit offen.
Einer, der die erneute Absage bedauert, ist Ulrich Schindler. „Mit zweieinhalb Jahren habe ich dort Schwimmen gelernt", erzählt er. „Und als Dreijähriger bin ich vom Drei-Meter-Turm gesprungen und habe mir so Eis und Groschen verdient." In den Jahren danach war der mittlerweile 68-Jährige als Mitglied der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft ( DLRG ) oft am Müggelsee - für ihn ist es eine Herzensangelegenheit. Er erzählt vom traditionellen Eisschwimmen am Heiligabend, von Sommerurlaub mit Bockwürsten und Kartoffelsalat und von der Nacht, in der er mit seinen Freunden ein 50-Liter-Fass Bier per Fahrrad vom Harsumer Schützenfest an den Müggelsee brachte. Schöne Erinnerungen, doch die Gegenwart sieht anders aus. „Ich würde gerne wieder im Müggelsee schwimmen", sagt Schindler.
Daran etwas ändern können einzig Gerda und Karl-Heinz Bode. Im Dezember 2012 kündigten die beiden, damals 64 und 68 Jahre alt, an, den Müggelsee verkaufen zu wollen. Sie hatten das Naturbad von ihren Eltern übernommen und das 45.000 Quadratmeter große Areal, auf dem sie noch immer wohnen, 29 Jahre lang in Schuss gehalten. Nun sei es Zeit für den Ruhestand, hieß es. Und weil die beiden Töchter des Paares sich für andere Berufe entschieden hatten, wurde ein Käufer gesucht.
„Am Müggelsee hängt für uns sehr viel Herzblut. Der neue Eigentümer muss in das Konzept passen", sagte Karl-Heinz Bode damals gegenüber dieser Zeitung.
Zwar ließen sich die Bodes damals dazu überreden, noch eine Saison dranzuhängen, doch in Sachen Verkauf ist bis heute nichts passiert. Dabei hatte das Ehepaar wohl eine gewisse Auswahl.
„Es gab mehrere Interessenten, sowohl aus der Region als auch deutschlandweit", sagt Daniel Meyer von KLK Immobilien. Er stand den Bodes damals beratend zur Seite. „Wir haben die Interessenten vermittelt. Sie haben dann direkt mit der Familie verhandelt", sagt Meyer. Über einen Kaufpreis habe er nicht Bescheid gewusst, den habe es für Interessenten nur im direkten Gespräch gegeben. Auch dem Hildesheimer Unternehmer Knut Bettels wurde damals ein Interesse nachgesagt.
„Der Müggelsee wurde mir über einen Makler angeboten", bestätigt Bettels nun auf Anfrage. Doch er sagte ab. „Das Gesamtpaket hat für mich damals nicht gepasst." Aktuell beschäftige er sich nicht mit dem Müggelsee.
Wie es derzeit um den Verkauf steht, kann auch der Drispenstedter Ortsbürgermeister Arne Heims nicht sagen. „Ich habe die Familie Bode 2013 angesprochen und Hilfe angeboten. Doch sie haben sich keine Einmischung gewünscht."

Aktuell gibt es keine Hinweise auf eine baldige Wiedereröffnung des Naturbades "Müggelsee" in Hildesheim-Drispenstedt.
Es muss somit wohl leider davon ausgegangen werden, dass es auch im Jahr 2017 keinen Badebetrieb im Naturbad "Müggelsee" in Hildesheim-Drispenstedt geben wird.

Die schon seit längerer Zeit kursierenden Gerüchte haben sich leider bewahrheitet : Wie die Hildesheimer Allgemeine Zeitung (HAZ) in ihrer heutigen Ausgabe berichtet, wird es auch weiterhin keinen Badebetrieb im Naturbad "Müggelsee" in Hildesheim-Drispenstedt geben.

Bericht in „Hildesheimer Allgemeine Zeitung
vom 10. Januar 2022 :

Während der Vorverkauf der Dauerkarten für die Jubiläumssaison in der Jo-Wiese bereits rekordverdächtig angelaufen ist, liegt ein anderes Hildesheimer Freibad weiterhin im Dornröschenschlaf. Auch 2022 dürften die Hoffnungen aller Müggelsee-Fans auf einen Sprung in die kristallklaren Fluten des Gewässers wieder enttäuscht werden. Schon seit 2014 ist die beliebte Freizeitanlage samt Campingplatz geschlossen, eine Wiederbelebung nicht in Sicht.
Beide Bäder entstanden kurz nach Ende des Ersten Weltkrieges. Mit der Freigabe der nun gemauerten Becken auf der Johanniswiese erfüllte sich im Sommer 1922 der langgehegte Wunsch vieler Hildesheimer, ihre Bahnen nicht mehr nur in der Innerste ziehen zu müssen. Was die einen als primitiv ablehnten, empfanden die anderen als Gefühl von Freiheit und suchten neben dem Bad im Fluss auch die Erfrischung in den Drispenstedter Tonkuhlen. Die Ziegelei an der Senator-Braun-Allee, durch eine Werkbahn mit den Ton-Abbaugebieten im Norden der Stadt verbunden, hatte während des Krieges ihren Betrieb eingestellt - die verbliebenen Abbaumulden waren langsam voll Wasser gelaufen. Vier Tonkuhlen gab es ursprünglich im Bereich des heutigen Kennedydammes, zwei wurden schrittweise verfüllt, Müggel- und Piratensee blieben bis heute erhalten und lockten durch ihr klares, sauberes Wasser Badelustige allen Verboten zum Trotz schon Anfang der 1920er Jahre an.
Die Zeiten idyllischen Wildbadens sollten aber bald enden. Nach dem „Schwarzen Freitag" 1929 ließ die Weltwirtschaftskrise überall die Arbeitslosenzahlen dramatisch steigen, gerade Jugendliche fanden kaum den Weg in Lohn und Brot.
Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen waren ein Gebot der Stunde, auch die katholische „Deutsche Jugendkraft " hatte eine zündende Idee. Die jüngeren Mitglieder der Sportorganisation sollten in Eigenarbeit ein Freibad errichten, mit dem Eigentümer der Flächen rund um den Müggelsee wurde man sich über die Pachtbedingungen schnell einig. Für zwölf Mark Wochenlohn gingen die jungen Leute ans Werk, bewegten Erde, errichteten Stege und Umkleidehäuschen, am 1. Mai 1933 konnte das Freibad Müggelsee eröffnen. Trotz äußerst moderater Eintrittspreise von einem Groschen für Kinder und zwei Groschen für Erwachsene blieb der erwartete Besucheransturm aus, der katholische Träger hatte sittenstreng auf getrennte Badezeiten für die Geschlechter bestanden. Ein Pächterwechsel ermöglichte den gesichtswahrenden Ausstieg der Kirche aus dem gefloppten Projekt, das neue „Familienbad Müggelsee" brachte dann über acht Jahrzehnte den erhofften Badespaß für alle.
Auch die eher kahle Anmutung einer ehemaligen Tonkuhle wurde die neue Badeanstalt schnell los, aus der Konkursmasse einer Baumschule konnten kostengünstig exakt 1000 Bäume und Büsche zur Begrünung der Anlage beschafft werden.
Schon der Name „Müggelsee" war zuvor von außen „importiert" worden. Der Hildesheimer Rotationsdrucker Hermann Feiler wechselte nach dem Ende seiner Ausbildung in die Berliner Niederlassung der Firma, die Sommerabende verbrachte der Neu-Köpenicker natürlich im nahe gelegenen Strandbad Müggelsee. Während eines Heimaturlaubes an der Innerste 1927 lud er seine Freunde spaßhaft ein:
„Wollen wir nicht zum Müggelsee gehen ?"
Die neue Bezeichnung verdrängte rasch die „Tonkuhle" und bürgerte sich allgemein ein. Auch der „Piratensee" wurde übrigens aus einer Laune heraus getauft: Wer den Eintritt im Familienbad sparen wollte, kaperte zum Ärger des Müggelsee-Pächters quasi als „Pirat" das Nachbargewässer direkt vor seinem Eingang.