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- Archiv 2022 -

Drispenstedter Toilettenfrage wird zum Politikum

Bericht in „Hildesheimer Allgemeine Zeitung
vom 16.02 2022 :

Die fehlende Drispenstedter Friedhofstoilette wird zum Politikum. Nach der Ankündigung der Stadtverwaltung, statt der geplanten chemiefreien Trockentoilette eine Art Dixiklo auf stellen zu wollen, schaltet sich die Ratsfraktion der Grünen in die Diskussion ein. „Der Rat hat für die Aufstellung einer Biotoilette bereits 35000 Euro bewilligt", sagt Fraktionschef Ulrich Räbiger. 10000 Euro davon seien für die Planungskosten gedacht, weitere 25000 Euro gerade im Dezember 2021 für die Errichtung der Anlage genehmigt worden. Der Fraktionschef will sich nicht mit der Ankündigung der Stadt zufriedengeben, dass kein Anbieter für die Entsorgung gefunden worden sei.
„Da müssen sich die Mitarbeiter der Verwaltung jetzt mal hinsetzen und ihre Hausaufgaben machen", grantelt Räbiger.
Er glaubt auch, dass die neuen Pläne der Verwaltung rechtlich nicht tragbar seien.
„Das Geld wurde im Investitionshaushalt bereitgestellt, Anmietungen dürfen daraus nicht bezahlt werden", sagt Räbiger.
Die Stadt wollte die Toilette mieten und dafür 1500 Euro jährlich inklusive Leerung und Reinigung ausgeben.
Ein Beispiel für eine möglicherweise in Frage kommende Biotoilette hat Räbiger durch Zufall am Neujahrsmorgen im Landkreis Hameln vor Augen gehabt. Am Dokumentations- und Lernort Bückeberg hat ein Hersteller aus dem Raum Berlin ein stilles Bio-Örtchen aufgestellt. Räbiger hat sich bereits Details vom Hersteller besorgt und glaubt, dass eine ganz ähnliche Anlage auch für Drispenstedt in Frage kommt. Den Vorschlag der Stadt für eine Art Dixiklo findet er für die Friedhofsbesucher „unwürdig". Auch deshalb, weil natürlich weder ältere Menschen mit Rollator noch solche mit einem Rollstuhl in die kleinen Plastiktoiletten kommen.
„Ich glaube insgesamt, dass diese Chemie-Toiletten vollkommen aus der Zeit gefallen sind."
Andererseits gibt es aktuell gar keine Toilette auf dem Areal am Ende der Peiner Landstraße. Wer bei Beerdigungen mal muss, muss entweder bei Nachbarn klingeln, zur nahen Tankstelle fahren oder sich in die Büsche schlagen.
Räbiger erwartet, dass sich die Stadt jetzt detailliert zu ihren Plänen äußert. Er will zudem mit Ortsbürgermeister Arne Heims ( SPD ) Kontakt aufnehmen und denkt auch darüber nach, die virtuelle Ortsratssitzung am 24. Februar zu besuchen. Die Stadtverwaltung hatte angekündigt, dass bei dieser Sitzung ein Termin für die Aufstellung einer Toilette vereinbart werden soll.
Doch ob hier nun tatsächlich schon ein Termin gefunden werden kann, ist fraglich. Vorher wird der Ortsrat wohl erneut beraten müssen, was er sich vorstellt. Allerdings macht die Stadt klar, dass es in Sachen Biotoilette schwer werden dürfte.
„Trotz intensiver Suche hat sich ja kein Unternehmen für die Entsorgung gefunden", wiederholt Stadtsprecher Helge Miethe die Position der Verwaltung.
Es gebe also nur zwei Alternativen : die vorgeschlagene mobile oder die Einrichtung einer festen Toilettenanlage.
„Ob für letztere das Geld reichen würde, wird gerade geprüft", sagt Miethe. Ob eine solche Investition aber angesichts von jährlich etwa 20 Bestattungen Sinn mache, sei fraglich, heißt es aus dem Rathaus.